Voices of the Silenced

Park Soo-nam war in ihrem Leben so einiges: Journalistin, alleinerziehende Mutter, Betreiberin eines BBQ-Restaurants, Aktivistin und vor allem Dokumentarfilmmacherin. Heute ist sie weit über 80 und verliert zunehmend ihr Augenlicht. Ihre Tochter Park Maeui steht ihr mit Hingabe und Präzision zur Seite, um ihr filmisches und aktivistisches Erbe einer Gegenwart zugänglich zu machen, in der die Mehrheit der sog. Weltgemeinschaft Nationalismus und Militarismus als alternativlose Doktrin verkauft. Und in der Tat, in Voices of the Silenced erschließt sich ein überbordendes antikoloniales Archiv, in dem Filmemachen und Aktivismus untrennbar miteinander verbunden sind. Als Nachfahrin von in der Kolonialzeit eingewanderten Koreaner*innen hat Park Soo-nam die von der japanischen Gesellschaft verdrängten Gewalterfahrungen der koreanischen Minderheiten minutiös dokumentiert. Sie hat unzählige Zeitzeug*innen interviewt, Überlebende von Hiroshima und Nagasaki, von rassistischen Massakern, Zwangsarbeit, Versklavung und Zwangsprostitution. Viele Protagonist*innen fanden über Park Soo-nams Filme erstmals zu einer Sprache über das Erlebte – oder zu dem Entschluss, Entschädigung für das erlittene Unrecht vor Gericht einzuklagen. Ein bewegender und sagenhaft instruktiver Film.

Nach der Vorstellung Online-Publikumsgespräch mit den Regisseurinnen Park Soo-nam und Park Maeui. Dolmetschung: Frank Herberg

PARK SOO-NAM
Park soo-nam, 1935 in der Präfektur Miyagi in Japan als japanische Koreanerin zweiter Generation geboren, erlangte zunächst mit ihrem Buch Crime, Death and Love (1963) über die Geschichte eines japanischen Koreaners in der Todeszelle Bekanntheit. In Joseon Hiroshima Banilbonin Nae Yeohaengui Girok (1973) wiederum schreibt sie über die Erfahrungen koreanischer Opfer des Atombombenabwurfs in Hiroshima. 1986 debütierte sie als Dokumentarfilmregisseurin mit The Other Hiroshima – Korean A-bomb Victims Tell Their Story. 1991 folgte Song of Ariran – Voices from Okinawa, 2012 Nuchigafu – Life is a Treasure “Gyokusai” Stories in the Battle of Okinawa und 2017 The Silence.

PARK MAEUI
1968 geboren arbeitete Park Soo-nams Tochter seit ihrer Jugend mit ihrer Mutter an deren Filmen. Als ihre Mutter erblindete, übernahm sie zusätzlich auch den Videoschnitt und die Restaurierung ihrer Filme. Sie war Regieassistentin beim Film Nuchigafu – Life Is a Treasure “Gyokusai” Stories in the Battle of Okinawa (2012) und verantwortete den Schnitt und die Produktion von The Silence (2017).

Red Lotus 2024

Japan, Südkorea 2023
142 Min | Farbe | Japanisch und Koreanisch mit englischen Untertiteln

Regie: PARK Soo-nam, PARK Maeui

Kamera TERUYA Shinji, PARK Maeui, KIM Im-man, KIM Myeong-yoon, OTSU Koshiro Schnitt PARK Maeui Musik MI Yeon
Weltvertrieb ARTicle films

Film Still: Voices of the Silenced

Voices of the Silenced © ARTicle films