Insiang
Österreichpremiere der restaurierten Fassung
Ein furioses Melodrama vom großen Paten des unabhängigen philippinischen Kinos, inszeniert in den Slums von Manila. Der Film erzählt vom Lebens- und Leidensweg der jungen Insiang, die, anfangs von Menschen umgeben, am Ende mutterseelenallein über eine menschenleere Plaza läuft. Für Red Lotus ist das Konzept, das Brocka mit seinen Filmen verfolgte, eine Art Programm, es geht um die Verbindung des Populären mit dem Politischen, gewissermaßen um Entertainment und Revolution. In Insiang ist der rote Faden die Skandalisierung struktureller patriarchaler Gewalt im Familienzusammenhang: Insiang, die anfangs hoffnungsvoll-zufrieden in der Beziehung mit ihrem Verlobten lebt, findet sich durch die Gewalttat des Liebhabers ihrer Mutter mit einem Schlag ‚aus dem Paradies verstoßen‘.
Brocka hat das Kino der großen Gefühle geliebt, wir lieben es auch! Und Brocka hatte so einiges mit RW Fassbinder gemeinsam: beide waren ungemein produktiv, waren schwul und verstanden es, Männlichkeit als (auch) physische Attraktion zu inszenieren. So bricht sich im Verlauf des skizzierten Plots immer wieder eine andere Ebene Bahn, die der gelebten körperlichen Erfahrung, der Slums, der Sexualität, der Arbeit, der Angst.
LINO BROCKA
Lino Brocka (1939-1991), Filmemacher und Aktivist, eine der wichtigsten Figuren im philippinischen Kino of all times. Wanted: Perfect Mother (1970) war sein erster Spielfilm, über 40 weitere folgten. Vom Katholizismus abgestoßen wandte er sich dem Mormonentum zu, arbeitete als Missionar in einer Leprakolonie, kehrte den Mormonen den Rücken, landete mit 50 Dollar in der Tasche in San Francisco, ging von dort nach Manila zurück und wurde Filmemacher. In seinen Filmen deckt er die Unterdrückung und Korruption des Marcos-Regimes auf und legt den Finger auf Armut und Verrohung in den Slums der Hauptstadt, die die Diktatur auf den Philippinen überdauern sollten. Brocka kam bei einem Autounfall in Quezon City ums Leben.
Red Lotus 2023
Philippinen 1976
124 Min | Farbe | Tagalog mit englischen Untertiteln
Regie: Lino BROCKA
Drehbuch Mario O’HARA, Lamberto E. ANTONIO, nach einem Roman von Mario O’HARA Kamera Conrado BALTAZAR Schnitt Augusto SALVADOR Musik Minda D. AZARCON Ton Ago SALVADOR
Mit Hilda KORONEL, Mona LISA, Ruel VERNAL, Rez CORTEZ, Nina LORENZO, Marion RAMIREZ
Weltvertrieb World Cinema Project
DCP Courtesy of Cineteca di Bologna